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Wie Bands ihre Klimabilanz verbessern wollen

07:07 Minuten
Die Ärzte während eines Live-Auftritts in München vor gefüllten Publikumsreihen.
Für die anstehende Tour der "Ärzte" will die Band die CO2-Emissionen durch einen Teil der Erlöse ausgleichen. © imago images / Plusphoto
Dietrich Brockhagen im Gespräch mit Oliver Schwesig |
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Bands wie "Die Ärzte" versuchen, den CO2-Fußabdruck ihrer Konzerte zu verbessern. Eine Möglichkeit: der Ausgleich der Emissionen über Spenden an Klimaschutzorganisationen wie Atmosfair. Geschäftsführer Dietrich Brockhagen erklärt, wie das funktioniert.
Rund 20 Tourtermine stehen für "Die Ärzte" im nächsten Jahr an. Rund zwanzig Mal heißt das: Es entsteht ein großer CO2-Fußabdruck. Während Coldplay erst kürzlich bekannt gegeben hat, vorerst nur noch Konzerte zu geben, wenn es gelingt, diese nachhaltig zu gestalten, gehen Bands wie Die Ärzte oder auch Die Toten Hosen einen anderen Weg.
Bei der anstehenden Tour gibt es eine kleine zusätzliche Gebühr, die auf die Konzerttickets erhoben wird. Die soll an die Klimaschutzorganisation "Atmosfair" gehen. Als Ausgleich für die CO2-Emissionen.

Flüge sind nur ein Problem

Wie viel bei den Konzerten verbraucht wird, berechnet Atmosfair im Nachhinein eines Events. Atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen betont, dass die meisten Emissionen verbraucht werden, wenn Musikerinnen und Musiker - oder auch die Fans - zu den Konzerten fliegen. Aber auch wenn nicht geflogen wird, gibt es drei Hauptkomponenten an CO2-Emissionen zur Berechnung: Die Anreise, der Stromverbrauch am Veranstaltungsort und das Catering.
Beim Catering wäre dabei nicht nur ein Faktor, was vor Ort alles an Essen und Trinken verkauft werde, sondern wie der ganze Prozess ablaufe, betont Brockhagen: "Wenn es Würstchen sind, oder Krautsalat, oder was auch immer es gibt, wird das oft extern zubereitet und vor Ort nur aufgewärmt". Beim Stromverbrauch gehe es vor allem um die Beleuchtung der Halle, Bühne, und den Einsatz der Verstärker.
Bei immer mehr Tickets ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Ticket mit drin, sagt Brockhagen. Doch gerade, wenn die Fans von weiter weg kommen, erfolgt die Anreise oft per Auto, oder manchmal sogar per Flug.

Die Toten Hosen und die Biomasse

Mit den Toten Hosen kooperiert Atmosfair schon seit 2007. An deren Beispiel erläutert Brockhagen, wohin das kompensierte Geld fließt. Unterstützt werde damit ein Biomassekraftwerk in Indien, welches rund 40.000 Haushalte versorge. Dafür benutze das Kraftwerk Erntereste von umliegenden Feldern, die die Bauern bis dahin meist einfach auf den Feldern verbrannt hätten. Für das Abliefern der Erntereste würden sie nun zusätzlich entlohnt werden.
Im Fall der Ärzte denkt Brockhagen, dass sich die Mehrkosten für Tickets im Durchschnitt bei weniger als einem Euro bewegen würden. Die Kosten stellt Atmosfair dabei nicht den einzelnen Besuchern in Rechnung, sondern der Band.

Kompensation ist kein Allheilmittel

Doch auch wenn immer mehr Bands Gebühren für den Emissionsausgleich zahlen, löst das noch längst nicht das Problem, betont Brockhagen. Es müsste vermehrt zu Kooperationen mit Unternehmen wie der Deutschen Bahn kommen, damit im Konzertticket auch die Anreise mit enthalten ist.
Bands müssten dazu vor Ort immer den Strom vom Veranstalter vor Ort nehmen. Oft sei das aber kein Grünstrom. Brockchagen:"Da wäre natürlich eigentlich der nächste richtige Schritt, dass die großen Konzertorte alle komplett auf Grünstrom umstellen. Es müsste immer darum gehen, die Emissionen zuerst vor Ort komplett einzusparen, sodass die Kompensation eigentlich gar nicht nötig ist."
(npt)
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